Clubtreffen 2023 Klagenfurt
Das Treffen des HAMMOND-Nostalgie-Club e.V. fand am 3. Juni 2023 an einem besonderen Ort statt: dem von unserem Mitglied Gert Prix betriebenen Eboardmuseum in Klagenfurt. Mit ungefähr 2000 Vintage-Tasteninstrumenten, darunter etwa 150 elektromagnetischen HAMMONDs, ist es die größte privaten Musikinstrumentensammlung der Welt. 27 Vereinsmitglieder haben am Treffen teilgenommen. Gert Prix hatte angeboten, dass interessierte Vereinsmitglieder schon ab dem 1. Juni kommen könnten, um sich in Ruhe unter den ausgestellten Instrumenten umsehen und auf dem einen oder anderen auch spielen zu können – ein Angebot, das von einigen angenommen wurde.
Ein erster Höhepunkt fand bereits am Vorabend des eigentlichen Treffens statt: ein Konzert des auch international viel beachteten österreichischen Organisten Raphael Wressnig und seiner Soul Gift Band, einer klassischen Orgeltrio-Besetzung mit Orgel, Gitarre und Schlagzeug. Die Soul Gift Band spielte eine mitreißende Mischung aus Blues, Funk und Soul, hin und wieder ließ sie es auch swingen: Raphael Wressnig ist in vielen Stilrichtungen zuhause und weiß sie ideenreich zu einem eigenen funky Stil-Mix zu verschmelzen. Die HAMMOND ist der Dreh- und Angelpunkt der Band. Der Orgel-Bass legt im Zusammenspiel mit dem Schlagzeug ein sattes, vorwärtstreibendes Groove-Fundament. Raphael Wressnig solierte brillant und leidenschaftlich und befeuerte als Begleiter die ebenso virtuosen Soli des Gitarristen. Ein Markenzeichen der Band ist ihre große dynamische Bandbreite, mit der sie ausdrucksstark das gesamte Spektrum von leise bis laut ausschöpft. Immer wieder mal kommt es auch zu unerwarteten Stops und Einwürfen – die Musik steckt voller Überraschungen. Es ist eine Musik, die nicht stillsitzen lässt, eigentlich – wir hatten uns allzu bequem in die Sessel- und Sofa-Landschaft vor der Bühne hineingefläzt. So machte Raphael Wressnig vor dem letzten Stück die Ansage: „Dieses Stück ist nicht dafür geschrieben, im Sitzen gehört zu werden.“ Mit einer Zugabe, zu der sich die Soul Gift Band durch unseren Applaus nicht lange bitten ließ, endete ein wunderbarer Konzertabend.
Nach der Mitgliederversammlung am Samstag, in der vereinsinterne Fragen besprochen wurden, führte Gert Prix uns durch das Museum. Über die HAMMONDs, sagte er, könne er uns nicht viel erzählen, was wir nicht sowieso wüssten. So lag der Schwerpunkt dieses Mal auf den E-Pianos, Clavinets, Synthesizern und Mellotronen. Der Moog-Synthesizer (sowohl die „Schrankwand“ als auch der erste Mini-Moog befinden sich im Museum) steht sowohl für die explosiven Klang-Kaskaden eines Keith Emerson als auch für den gefälligen frühen Synthi-Pop-Hit „Popcorn.“ Beim Cello-Klang des Mellotrons (von den Beatles gern benutzt) hat man für die tiefen Töne, die es auf einem Cello nicht gibt, auf ein Fagott zurückgegriffen; Gert führte die kaum hörbare „Bruchstelle“ vor. Supertramp habe, so erzählte er, auf Tour immer ein zweites Wurlitzer-Piano als Reserve mitgenommen, weil da schon mal eine Stimmzunge abbrechen konnte. Dave Greenslades HAMMOND A100 mit großer Aufschrift „COLOSSEUM“ steht im Museum – Greenslade hat sie nach dem Ende der damaligen Colosseum-Besetzung dorthin gebracht, weil er in seinem engen Haus keinen Platz dafür hatte. So konnte Gert viele Geschichten über die vorgeführten Instrumente erzählen. Mit dem Theremin, das berührungslos gespielt wird, endete die überaus interessante und unterhaltsame Führung.
Mit einem großartigen Konzert am Vorabend hatte das Treffen begonnen, mit einem ebenso großartigen Konzert endete es am Abend des 3. Juni. Gert Prix ließ mit seiner Band „Hardware“ die Progrock-Ära des Jahrzehnts von 1965 bis 1975 wieder aufleben, in der gerade auch die HAMMOND eine herausragende Rolle gespielt hat. Schwerpunkt des Konzerts war die Musik von Keith Emerson bzw. Emerson, Lake & Palmer. Alle dafür notwendigen Tasteninstrumente sind im Museum vorhanden. Beide Konzerthälften begannen mit je einem Nice-Klassiker („America,“ „Brandenburger“) und hatten als Höhepunkte je eines der Konzept-Alben von Emerson, Lake & Palmer: „Tarkus“ und „Pictures at an Exhibition.“ Abgerundet wurde das Programm durch Rock-Klassiker von Uriah Heep, Spooky Tooth, Manfred Mann’s Earth Band, Deep Purple und durch drei Stücke von Procol Harum. Das Monsterwesen Tarkus steht für gewaltsame Konflikte, außer Kontrolle geratene Technik und Totalitarismus; „Pictures at an Exhibition“ ist Emerson, Lake & Palmers Bearbeitung von Modest Mussorgskijs „Bilder einer Ausstellung“. Beide Werke stellen enorme Herausforderungen an die Band. Es gibt nur wenige Bands, die sich an die überaus komplexe, komplizierte und virtuose Musik von Emerson, Lake & Palmer heranwagen. Hardware tun es – und haben in Klagenfurt bewiesen, dass sie es hervorragend können. Es war schön, diese großartige Musik live zu erleben.
Gert Prix beim Konzert seiner Band Hardware
Am Sonntagmorgen kamen noch einmal einige Vereinsmitglieder zu einem gemütlichen Ausklang bei Kaffee und dem einen oder anderen Kaltgetränkt im Museum zusammen. Alle waren sich einig: Es war wieder mal ein gelungenes Treffen, und es sollte nicht das letzte Treffen im Eboardmuseum gewesen sein.
Wie üblich wurde das abendliche Konzert mit Hardware auf Video festgehalten.
Einige kurze Ausschnitte: